Erkrankungen der Atemwege sind ein häufiges Problem sowohl im Bereich der Schweinezucht als auch der Schweinemast. Als Ursache kommen zum einen die Belastung durch Staub, Schadgase und das Klima in Frage. Zum anderen tragen Bakterien und Viren ihren Teil dazu bei.

Bei Atemwegsproblemen handelt es sich in der Regel um Faktorenerkrankungen, d. h. erst durch das Zusammentreffen verschiedener Faktoren kommt es zur Erkrankung. Verminderte Tageszunahmen, eine schlechtere Futterverwertung, untergewichtige Schweine und uneinheitlich gewachsene Ferkel- und Mastgruppen. All dies können die Folgen von Atemwegserkrankungen sein, die zu hohen wirtschaftlichen Einbußen für die Schweinehalter führen

Oftmals treten Atemwegserkrankungen erst in der Mast auf. Plötzliche Todesfälle von schweren Mastschweinen, Fieber und Fressunlust sind hier meist nur die Spitze des Eisbergs. Rückmeldungen vom Schlachthof mit einem hohen Anteil von Lungen- oder auch Brustfellentzündungen spiegeln die schlechte Atemwegsgesundheit wider.

Mycoplasma hyopneumoniae (M. hyo) gilt als wichtigster Erreger sowohl der Enzootischen Pneumonie (EP) als auch des Porcine Respiratory Disease Complex (PRDC).

Die Enzootische Pneumonie ist weltweit in der Schweineproduktion verbreitet. In Deutschland gelten nahezu alle Schweine haltenden Betriebe als Mycoplasmen-positiv. Die gefährlichere Form der Krankheit ist der Porcine Respiratory Disease Complex (PRDC), bei der jedoch zunehmend eine zeitgleiche Infektion mit anderen Erregern (PRRS und PCV2) beobachtet wird.

M. hyo ist ein zellwandloses Bakterium, das sich als sogenannter Primärerreger in den Bronchien festsetzt und die Flimmerhärchen in den oberen Atemwegen zerstört. So wird der Selbstreinigungs- und Abwehrmechanismus der Atemwege außer Kraft gesetzt und der Atemtrakt ist anfälliger für Infektion mit Sekundärerregern.

Die Ausbreitung von M. hyo wird durch die äußeren Bedingungen der Schweinehaltung (Belegdichte, Belüftungssituation), aber auch durch Faktoren wie Stress, erworbene Immunität oder Begleiterkrankungen eines Tieres beeinflusst.

Die Auswirkungen von M. hyo sind tiergesundheitlich und wirtschaftlich bedeutend. Vor allem, weil M. hyo den Weg für weitere Erreger bereitet und damit für weitere Schäden verantwortlich ist.

Infektion mit Mycoplasma hyopneumoniae

Selbst wenn ein Betrieb mit hohem Aufwand saniert oder mit M. hyo negativen Tieren aufgebaut worden ist, ist eine Einschleppung des Erregers immer möglich. Denn leider kommt es hier nicht nur auf die Gegebenheiten im eigenen Betrieb an, sondern auch auf die Situation in den anderen Betrieben der Region.

Vorsicht ist daher beim Zukauf von Tieren geboten. Wenn die zugekauften Schweine M. hyo positiv sind, überträgt sich der Erreger durch den Kontakt zwischen den Tieren. Der Vorgang wird durch Belegdichte und Belüftungssituation beeinflusst. Der Erreger kann auch über die Kleidung transportiert werden. Vor allem bei nasskaltem Wetter kann er beträchtliche Entfernungen zurücklegen.

Da Ferkel in den ersten Lebendwochen durch die Antikörper aus dem Kolostrum passiv geschützt sind, erfolgt eine Infektion meist ab der 12. Woche in der Mast.

Symptome einer Infektion mit Mycoplasma hyopneumoniae

Bei einem unkomplizierten Verlauf unter guten Haltungsbedingungen und ohne Sekundärinfektionen zeigt sich die Infektion mit M. hyo nach einer Inkubationszeit von ca. 2 Wochen durch trockenen Husten. Dieser „Begrüßungshusten“ kann durch Auftreiben ausgelöst werden. Ansonsten zeigen die Tiere „unspezifische“ Symptome wie Nasenausfluss, Niesen oder auch leichtes Fieber. Die Schädigung der Atemwege kann jedoch schnell fortschreiten.

Bei einem komplizierten Verlauf wird das Husten feucht und die Atmung beschwerlich. Es kommt zu Infektionen mit Sekundärerregern, entsprechenden klinischen Krankheitserscheinungen und merklichen Verlusten durch schlechtes Wachstum des Einzeltieres bzw. längere Mastdauer.

Diagnose einer Infektion mit Mycoplasma hyopneumoniae

Da die Symptome einer leichten Erkrankung unspezifisch sind, sollte aufgrund einer Verdachtsdiagnose eine Untersuchung durch den Tierarzt erfolgen. Als Diagnose-Möglichkeiten eignen sich:

  • Antikörpernachweis ELISA: Antikörper können 10 – 14 Tage nach dem Auftreten erster Symptome nachgewiesen werden. Impfantikörper kann man allerdings von Feldantikörpern nicht unterscheiden. Klinische Symptome und der Nachweis der Antikörper sind aber ein guter Hinweis auf eine Infektion.
  • Erregernachweis, z.B. PCR: Der direkte Nachweis von M.hyo in z.B. Nasen- oder Rachentupfern sagt nichts über den Infektionsstatus des untersuchten Tieres aus. Es kann nur darauf geschlossen werden, dass der Erreger im Bestand vorhanden ist.
  • Pathologische Untersuchung: Mit der pathologischen Untersuchung am Schlachthof kann die Häufigkeit der Erkrankung und die Schwere der Lungeschädigung festgestellt werden. Allerdings gibt sie keinen spezifischen Nachweis des Erregers.

Vorsicht ist besser als Nachsicht – auch bei M. hyo

Selbst wenn sich das Einschleppen von M. hyo nie ausschließen lässt, lohnt es sich, Herden- und Stallmanagement so zu verbessern, dass der Erreger möglichst wenige Chancen hat. Die wichtigsten Maßnahmen sind:

  • Optimierung des Herdenmanagements:
    • „Alles rein – Alles raus“ mit Reinigung und Desinfektion unterbricht die Übertragung zwischen Altersgruppen (und minimiert den infektionsfördernden Stress!)
    • Quarantäne für Neuzugänge (Biosicherheit)
    • Geringere Belegdichte / ausreichend Platz für jedes Tier
    • Unterbringung nach Herkunft
    • Gesonderte Unterbringung kranker Tiere
    • Bekämpfung von Nagern
    • Verbesserung des Stallklimas und der Stalltemperatur (Atemwege!)
      • Vermeiden von Zugluft
      • Vermeiden von massiven Temperaturschwankungen
      • Luftfeuchtigkeit von 60 % – 80 %
      • Minimierung des Schadgasgehalts Ammoniak < 10 ppm, Kohlendioxid < 1500 ppm, Schwefelwasserstoff < 5 ppm)
  • Verbesserung der Herdenimmunität:
    • Impfen vor der ersten Infektion am besten bei Saugferkeln
    • Quarantäne für Neuzugänge (Biosicherheit)
    • Reduktion des Infektionsdrucks

Die Mycoplasmen-Impfung

M. hyo kann mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings naturgemäß erst nach der Infektion, wenn die Lunge bereits geschädigt ist und Verluste abzusehen sind.

Eine Impfung hingegen kann die Infektion nicht zu 100% ausschließen, bietet aber dennoch den besten Schutz vor der Krankheit – und den resultierenden finanziellen Verlusten!

Der optimale Impfzeitpunkt ist schlicht so spät wie möglich, so früh wie nötig. Es muss möglichst gut mit der natürlichen Entwicklung der Saugferkel abgestimmt sein, damit die mütterlichen Abwehrstoffe, die vom Ferkel über das Kolostrum aufgenommen worden sind, voll ausgenutzt werden können. Der Impfzeitpunkt sollte deshalb so gewählte werden, dass durch diese mütterlichen Abwehrstoffe die Impfung nicht beeinträchtigt wird und ein Impfschutz nach Ablauf des natürlichen Schutzes schon gegeben ist.

Die durch Actinobacillus pleuropneumoniae (App) ausgelöste Pleuropneumonie führt zu starken Leistungsminderungen der Masttiere und zu einer gesteigerten Mortalitätsrate.

App-Stämme siedeln normalerweise in den Nasenhöhlen und auf den Mandeln, wobei nur wenige bis in die Lungen vordringen. Welche Auswirkung eine Infektion durch App haben kann, hängt letztlich von der Haltung der Tiere ab. Eine zu hohe Belegdichte, häufige Tierzugänge und Umstallungen sowie schlechte Belüftungs- und Klimabedingungen fördern eine Infektion. Ein weiterer Faktor sind die mütterlichen Antikörper, die über das Kolostrum von der Sau auf das Ferkel übertragen werden.

Infektion durch APP

Während der Aufzucht besteht das größte Infektionsrisiko. Der Erreger wird über das Nasensekret ausgeschieden und kann 3 Tage im Schleim, in 4°C kaltem Wasser sogar 30 Tage überleben. Ab der 2. Lebenswoche können Ferkel über Tröpfchen durch die Muttersau infiziert werden. Die Infektion wird dann in der gesamten Ferkelkohorte gestreut. Wenn die Anzahl der mütterlichen Antikörper nach dem Absetzen sinkt, steigt die Gefahr einer Erkrankung.

Symptome der Pleuropneumonie

Die Infektion lässt sich mittels Sektionsbefunden sowie über Kulturen aus verändertem Lungengewebe nachweisen.

Die klinischen – und Sektionsbefunde sind für die APP-Erkrankung typisch:

Klinische Symptome Makroskopisch erkennbare Veränderungen
Perakuter Verlauf
  • Hohe Mortalitätsrate
  • Fieber, Anorexie, hochgradige Depression
  • Deutliche Dyspnoe
  • Evtl. Nasenausfluss (schaumig, blutig) oder Zyanose an den Extremitäten
  • Schaumiges, blutiges Exsudat in den Atemwegen
  • Stauungslunge
  • Blutiges, bröseliges Lungengewebe
  • Seriös-blutige Flüssigkeit
Akuter Verlauf
  • Fieber, Dyspnoe, Husten
  • Anorexie, Lethargie
  • Rascher Konditionsverlust
  • Fokale hämorrhagische Nekrose im Zwerchfelllappen
  • Fibrinöse oder fibröse Pleuritis
Die wichtigsten klinischen Symptome bzw. Sektionsbefunde bei Erkrankungen infolge einer Infektion mit Actinobacillus pleuropneumoniae
Quelle: https://www.zoetis.de/conditions/schweine/pleuropneumonie.aspx

Nach Isolierung des Erregers von Mandelabstrichen dienen Serotypisierung der Isolate und die Identifizierung des Erregers mittels PCR der näheren Bestimmung.

Therapie der Pleuropneumonie

Eine früh begonnene Therapie mit Antibiotika auf Basis eines Resistenztestes hilft entscheidend, die Sterblichkeitsrate zu senken.

Pleuropneumonie vorbeugen

In APP-freien Bestände: Zukauf nur aus unverdächtigen Beständen; Quarantäne aller Zugänge.

In latent infizierten Beständen: “Alles rein – Alles raus“ inkl. Desinfektion, Impfungen

Generell: Verbesserung des Stallklimas, Verringerung der Besatzdichte, strikte Hygiene, regelmäßige Desinfektion.